Das CRESST-Experiment – Suche nach Dunkler Materie

Kosmologischen Beobachtungen zufolge macht die gewöhnliche Materie, aus der die Atome, alles Leben, Sterne, Planeten und Galaxien bestehen, nur etwa fünf Prozent der gesamten Materie im Universum aus. Einen weitaus größeren Anteil, ungefähr 25 Prozent, stellt die so genannte Dunkle Materie dar. Bisher ist aber nicht klar, woraus diese besteht.

Unsere Galaxie, die Milchstraße, ist von einer großen Ansammlung an Dunkler Materie umgeben. Deren enorme Masse hat die Entwicklung der Galaxie entscheidend geprägt.

Verschiedene gut begründete Theorien besagen, 

  • dass die Dunkle Materie aus Teilchen besteht, die Schwerkraft ausüben und
  • mit der sichtbaren Materie interagiert - wenn auch nur sehr schwach.

Wenn solche Dunkle-Materie-Teilchen existieren, sollte man sie mit geeigneten Messgeräten von der Erde aus beobachten können.

Mit dem CRESST-Experiment suchen Wissenschaftler*innen nach der Dunklen Materie. CRESST steht für "Cryogenic Rare Event Search with Superconducting Thermometers". Hinter dem Experiment steht ein europäischer Forschungsverbund, der vom Max-Planck-Institut für Physik (MPP) geleitet wird.

Mit Kristall-Detektoren auf der Spur zur Dunklen Materie

Das CRESST-Experiment ist im Untergrundlabor unter dem Bergmassiv des Gran Sasso (Laboratori Nazionali del Gran Sasso, LNGS) in Italien angesiedelt. Es besteht aus hochsensiblen Detektoren, die reagieren, wenn ein Dunkle-Materie-Teilchen auf einen Atomkern im Detektormaterial trifft.

Da diese Teilchen nur sehr selten mit gewöhnlicher Materie reagieren, erwartet man pro Jahr nur wenige beobachtbare Ereignisse. Um diese zuverlässig zu entdecken, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine spezielle Methode entwickelt.

Die Instrumente bestehen aus ultrareinen, szintillierenden Kalziumwolframat-Kristallen (CaWO4), deren Betriebstemperatur bei fast -273 Grad Celsius liegt, also nahe am absoluten Nullpunkt. Wenn ein Dunkle-Materie-Teilchen auf einen Atomkern stößt, steigt die Temperatur im Kristall um etwa ein Millionstel Grad an.

Hochsensible Sensoren machen den Unterschied

Diesen hauchdünnen Unterschied messen hochempfindliche Thermometer im Detektor. Zusätzlich erzeugen die Teilchen-Teilchen-Interaktionen Lichtblitze im Kristall. Die Lichtteilchen – auch Photonen genannt – werden von einem Sensor aus Saphir und Silizium gemessen. 

Das zweite Signal hat die wichtige Aufgabe zu identifizieren, welche Teilchenart die Reaktion ausgelöst hat. Damit lassen sich von Dunkler Materie verursachte Signale zuverlässig vom radioaktiven Untergrund unterscheiden.

Diese Technologie ist die Grundlage für einen der empfindlichsten Teilchendetektoren, die bisher gebaut wurden. Bei der Suche nach der Dunklen Materie können Physiker damit in bisher unerforschte Masse-Regionen vorstoßen. Diese Eigenschaften machen CRESST zum Top-Experiment für die Suche nach besonders leichten Dunkle-Materie-Teilchen.

Mit seiner Expertise in der Detektorentwicklung, Niedrigenergietechnologie und Datenanalyse nimmt das MPP im Forschungsverbund CRESST eine führende Rolle ein.

Weitere Informationen zur CRESST-Gruppe

Aktuelle Meldungen

13.11.2019

Der wissenschaftliche Nachweis von Dunkler Materie im Universum zählt zu den spannendsten Forschungsthemen in der Physik. Auch das CRESST-Experiment im italienischen Gran-Sasso-Untergrundlabor sucht nach Teilchen, die den „Stoff“ für diese Materieart bilden könnten.

Für den Künstler Diogo da Cruz…

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14.05.2019

Dass es Dunkle Materie gibt, gilt als unumstritten – dafür sprechen vielfältige astronomische und kosmologische Beobachtungen. Allerdings ist es bisher keinem Experiment gelungen, den „Baustoff“ dieser Materieart zu finden. Seit vielen Jahren durchsuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler…

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29.03.2017

In der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe CRESST (Cryogenic Rare Event Search with Superconducting Thermometers) zur Suche nach Dunkler Materie gibt es einen Wechsel. Federica Petricca, seit 2005 Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Physik, tritt die Nachfolge von Franz Pröbst an. Der…

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28.09.2016

Das CRESST-Experiment setzt seine Suche nach Dunkler Materie fort. Vor einigen Wochen erreichte der Detektor seine Betriebstemperatur von etwa -273 Grad Celsius, also nahe dem absoluten Nullpunkt. Für die jetzt im September gestartete Messkampagne wurde das Experiment grundlegend überarbeitet: Unter…

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01.02.2016

Stefan Schönert, Professor für Experimentelle Astroteilchenphysik an der Technischen Universität München (TUM), ist seit kurzem Max Planck Fellow am MPP, wo er im Bereich Dunkle Materie und Neutrinophysik forschen wird. Das Fellow-Programm der Max-Planck-Gesellschaft hat das Ziel, die Zusammenarbeit…

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08.09.2015

Die Erde, Sterne und Galaxien bilden nur den sichtbaren Teil der Materie im Universum. Den weitaus größeren Teil nimmt die unsichtbare dunkle Materie ein. In zahlreichen Experimenten fahnden Wissenschaftler nach den Teilchen der dunklen Materie – bisher vergeblich. Mit dem CRESST-Experiment lässt…

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Gruppenmitglieder

E-Mail-Adresse: E-Mail@mpp.mpg.de
Telefonnummer: +49 89 32354-Durchwahl
Name Funktion E-Mail Durchwahl Büro
Banerjee, Heerak Postdoc banerjee 473 239
Bertolini, Anna PhD Student anbertol 327 241
Canonica, Lucia, Dr. Postdoc canonica 569 241
Di Lorenzo, Stefano, Dr. Postdoc sdilo 316 242
Dominsky, Felix PhD Student dominsky 569 243
Fuchs, Dominik PhD Student fuchsdom 327 241
Garai, Abhijit, Dr. Postdoc garai 270 244
Hauff, Dieter Senior Scientist hauff 266 238
Langenkämper, Alexander, Dr. Postdoc langenk 270 244
Mancuso, Michele, Dr. Senior Scientist mancuso 756 238
Mauri, Beatrice, Dr. Postdoc bmauri 352 241
Petricca, Federica, Dr. Senior Scientist petricca 309 242
Pracher, Lenz Visiting Scientist pracher 218 241
Pröbst, Franz, Dr. Senior Scientist proebst 270 244
Pucci, Francesca PhD Student frapucci 218 243
Werner, Diana Secretary dwerner 364 215
Zanirato, Marco Maria Student zanirato 473 239

Schlüsselpublikationen

Results on light dark matter particles with a low-threshold CRESST-II detector
G. Angloher et al. (CRESST Collaboration)
Eur. Phys. J. C 76, 25 (2016)

Limits on Momentum-Dependent Asymmetric Dark Matter with CRESST-II
G. Angloher et al. (CRESST Collaboration),
Phys. Rev. Lett. 117, 021303

Beta/gamma and alpha backgrounds in CRESST-II Phase 2
R. Strauss et al. (CRESST Collaboration)
J. Cosmol. Astropart. Phys. 06 (2015) 030

A detector module with highly efficient surface-alpha event rejection operated in CRESST-II Phase 2
R. Strauss et al. (CRESST Collaboration)
Eur. Phys. J. C (2015) 75:352

Results on low-mass WIMPs using an upgraded CRESST-II detector
G. Angloher et al. (CRESST Collaboration)
Eur. Phys. J. C 74, 3184 (2014)